Hier wird es für die Feuerwehr in Babenhausen eng: Der schwarze Pkw steht vor der Garage, statt darin, das graue Auto parkt im Scheitelpunkt der Kurve. © zeta
Die Babenhäuser Feuerwehr war mit einem Einsatzfahrzeug testweise unterwegs. Sie hat zunehmend Probleme, mit ihren Fahrzeugen durch die Wohngebiete zu kommen
Babenhausen – Weit ist Babenhausens stellvertretender Stadtbrandinspektor Heiko Plischke noch nicht gekommen. Mit dem größten Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr hat er sich an diesem Abend aufgemacht in die Wohngebiete der Kernstadt und der Stadtteile. Doch schon einige hundert Meter vom Feuerwehrstützpunkt entfernt ist schon wieder Schluss.
„Da wird er nicht durchkommen“, sagt Achim Frankenberger mit einem Seufzer und stoppt sein Auto, mit dem er das Einsatzfahrzeug begleitet. Denn der Stadtbrandinspektor weiß: Sein Kollege Plischke wird den Versuch bald aufgeben, den etwa 9,30 Meter langen und 2,50 Meter breiten Wagen durch die Straßen des ersten Babenhäuser Wohngebiets zu rangieren. Er muss das mit reichlich Ausrüstung sowie einem weit ausschwenkbaren Gelenkmast ausgestattete Gefährt rückwärts wieder aus der Straße bugsieren.
Zentimeter für Zentimeter setzt Plischke das Fahrzeug zurück. Währenddessen steigt Achim Frankenberger aus und steckt den Autos, die am Straßenrand geparkt wurden, Handzettel hinter die Scheibenwischer. Auf diesen wird so einfach wie eindringlich erklärt, worauf Autofahrer achten müssen, wenn sie ihre Pkw am Straßenrand abstellen. Diesmal haben falsch geparkte Autos die Feuerwehr nur zum Rückwärtsfahren gezwungen. Doch im Ernstfall können blockierte Durchfahrten Menschenleben kosten.
„Wenn wir große Umwege fahren müssen und unsere Hilfsfrist nicht einhalten können, kommen wir im schlimmsten Fall so spät, dass es nichts mehr zu retten gibt“, erklärt Frankenberger. Hinzu komme, dass die Feuerwehrkameraden im Ernstfall unter starker mentaler Anspannung stünden. „Es ist eine Zumutung, wenn ihnen auf der Fahrt zum Einsatzort auch noch die Zuwege durch parkende Autos versperrt werden und sie sich eine andere Route suchen müssen.“ Das sei schon einige Male passiert.
Um die Pkw-Halter aufzuklären, sind Frankenberger und Plischke an diesem Abend mit dem größten Einsatz-Fahrzeug unterwegs – ohne den zeitlichen und psychischen Druck eines realen Einsatzes, dafür mit einer Mission. „Wir hoffen, dass Aufklärung hilft und die Autofahrer zur Einsicht kommen“, sagt Frankenberger, während er langsam hinter seinem Kollegen durch ein Neubaugebiet in einem Stadtteil fährt. Dort stehen alle Autos vorbildlich in Einfahrten und Garagen oder in den markierten Parkflächen davor.
Die Stadtteil-Feuerwehr hat hier bereits intensive Aufklärungsarbeit geleistet. Weil es in diesem Gebiet so gut funktioniere, wolle die Feuerwehr auch andernorts zunächst an die Autofahrer appellieren, bevor das Ordnungsamt einschreiten müsse. Viele seien jedoch uneinsichtig. „So, wie die Zahl der Autos immer größer wird, nimmt auch die Respektlosigkeit zu“, sagt Frankenberger. Rücksichtsloses Kreuz-und-quer-Parken und verbale Angriffe auf Einsatzkräfte gehörten oft zusammen.
Auch auf der knapp zweistündigen Tour durch die Wohngebiete eilen mehrere Male Auto-Besitzer aus ihren Häusern. Allerdings nicht, um der Feuerwehr Platz zu machen, sondern um sich über deren Fahrweise oder angebliche Bevormundung zu beschweren. Besonders ärgerlich findet Frankenberger, wenn Hofeinfahrten oder Garagen leer stehen oder als Abstellplatz für alles Mögliche zweckentfremdet werden, während die Autos den öffentlichen Straßenraum blockieren. Zu den meisten Haushalten gehörten zwei, manchmal drei Autos, die immer größere Ausmaße hätten und immer mehr Platz beanspruchten. Auch gebe es deutlich mehr Busse und Wohnmobile als noch vor ein paar Jahren. All das mache den verfügbaren Raum knapp und damit zu einem begehrten Gut.
Doch wo und wie ein Auto abgestellt wird, kann der Halter nicht nach Belieben entscheiden. Mit den Handzetteln informiert die Feuerwehr deshalb auch über die rechtliche Situation. Obwohl die Straßenverkehrsordnung klare Vorgaben mache, könne es auch zu juristischen Auseinandersetzungen kommen. Beispielsweise dann, wenn ein Feuerwehrfahrzeug ein falsch geparktes Auto touchiere und zum Einsatzort weiterfahre. Dann stehe schon mal der Vorwurf der Fahrerflucht im Raum. Doch auch Falschparker, die Feuerwehrzufahrten blockieren, seien mitverantwortlich, wenn Einsatzkräfte zu spät kommen.
Wenn gar nichts anderes mehr geht, können die Feuerwehrleute einen Pkw auch mit einer Art Hubwagen hochhieven, an anderer Stelle wieder absetzen und so den Weg frei machen. Eine entsprechende Ausrüstung hat die Wehr kürzlich angeschafft. Doch all das seien unnötige Kosten für alle Bürger, meint Frankenberger. (zeta)
Quelle Text & Bilder: Offenbach Post (zeta)